Stromausfall
Ein kurzes Flackern der Wohnzimmerlampe. Dann wird es dunkel. Auch von der Straße kommt kein Licht mehr. Keine erleuchteten Fenster in der Nachbarschaft. Draußen nur noch schwarze Nacht. Und in der Wohnung stockfinster. Stromausfall.
Ein vorsichtiges Tasten und Tappen. Bloß nirgendwo anstoßen. Auf dem Tisch steht eine Kerze. Soviel weiß ich noch.
Aber wo sind nur die Streichhölzer? Endlich finden die Finger die kleine Schachtel. Vorsichtig aufziehen, damit die Streichhölzer nicht herausfallen, falls ich die Schachtel falsch herum halte. Dann ein Streichholz mit spitzen Fingern herausholen, anzünden. Endlich wieder ein kleiner Schein in der Dunkelheit. Und dann brennt wenigstens eine Kerze.
Licht verändert die Sichtweise
Letzte Woche wollten mein Mann und ich die Zeit vor dem Dunkelwerden noch ausnutzen und machten einen Spaziergang im Wörlitzer Park. Es war kühl, aber mit zügigen Schritten (die immer wieder durch das Fotografieren unterbrochen wurden) gingen wir uns bekannte Wege im Park. Abkürzungen konnten wir leider keine nehmen, da die Fähren schon im Winterquartier schlummern. Wir erfreuten uns an der herrlich untergehenden Sonne und hatten immer noch ein gutes Stück Weg vor uns. Mit einbrechender Dunkelheit waren wir auf dem letzten Wegstück. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass dieser Strauch da noch nie stand und meine Ohren hörten Geräusche, die mir fremd waren. Meine Schritte verlangsamten sich - ich wurde unsicher. Also nahm ich für die letzten Meter doch noch die Taschenlampe. Im Licht dieser war der Weg wieder der bekannte, Sträucher erschienen wieder in Normalgröße, meine Schritte wurden wieder fester - der Weg war ja zu sehen.
Nutze die Zeit und mach es dir gemütlich
Die dunkle Jahreszeit ist für viele nach wie vor erdrückend und die Situation außerhalb unserer 4 Wände tut ihr Eigenes dazu. Vieles ist ungewiss, der Weg ist nicht so schön und deutlich zu erkennen, wie es noch im Sommer schien.
Irgendwo muss ein Licht her! Irgendwo muss doch die Stelle zum Auftanken sein, wo es Fröhlichkeit, Ausgeglichenheit, Motivation und Mut gratis gibt....
Natürlich lässt sich diese Situation nicht auf Knopfdruck erzeugen, aber wir können gute Voraussetzungen schaffen, dass dies funktioniert. Für mich sind kleine Rückzugsorte wichtig. Das ist zum Beispiel mein Lieblingssofa in unserem Esszimmer. Es steht in einem kleinen Erker und ich hab dort viel Tageslicht. Abends stehen oft Kerzen auf der Fensterbank und in der Advents- und Weihnachtszeit leuchtet hier unser Herrenhuter Adventsstern.
Kerzen, Musik und ein gutes Buch
Dort auf diesem Sofa sitzend, höre ich sehr gern richtig gute, kraftvolle Musik. Die Lautstärke ist für mich eher zweitrangig. Aber ich mag es, wenn der Rhythmus der Musik zu meinem eigenen wird.
Bücher erweitern den Horizont! Ja, ich lese gern Bücher, bei denen ich mir die Handlung vorstellen kann, weil ich dort schon einmal oder mehrmals war. Es ist lustig, nur in meiner Vorstellungskraft genau um dieselbe Ecke zu sehen, wie die Romanfigur. Aber auch Bücher mit Handlungen, die komplett in meiner Fantasie nachzuvollziehen sind, suche ich mir Figuren, mit denen ich mich besonders identifizieren kann. Unmerklich verändere ich meinen Blickwinkel und kann so auch in meinem realen Alltag diesen Blickwinkel testen.
Wer Interesse hat.... ich gebe gern Buchempfehlungen weiter.
Bring dir die Natur ins Zimmer
Wenn wir im Urlaub am Meer entlang laufen, findet sich immer etwas, was unbedingt noch mit nach Hause muss. Ob das eine Muschel ist, die unsere Badablage verziert, oder ein Stein, der später in eine Tischdekoration mit eingebaut wird, ist egal. Auch Äste, Tannenzapfen, besonderes Moos oder Baumrinde findet meine Bewunderung und wird manchmal Monate später erst wieder hervorgeholt. Dabei erlebe ich es immer wieder, dass ich an so viele schöne Stunden am Meer zurückdenke, dass mir Situationen während eines Spaziergangs einfallen oder ich mich zurückträume in den Strandkorb, den Wind förmlich in meinen Haaren spürend.
Dazu kombiniere ich gern noch Frischblumen.
Werde zum Licht für andere
Leichter gesagt, als getan...
Immer wieder erlebe ich solche Momente, in denen ich bewusst wahrnehme, dass andere mir Licht weitergeben. Ein paar freundliche Worte mit dem Paketboten im Treppenhaus. Die Nachbarin, die plötzlich an unserer Tür klingelt und ein Schälchen mit Plätzchen bei uns abgibt. Die Frau, die mit ihrem vollen Einkaufswagen vor mir an der Kasse steht und mich vorlässt, weil ich nur einmal Milch in der Hand habe.
Da nimmt mich einer wahr. Da hat ein Mensch Verständnis für mich. Da ist einer freundlich zu mir. Da strahlt eine einfach gute Laune aus. Und es berührt mich. Es lässt ein warmes Gefühl in meiner Seele zurück. Das Leben wird für einen Moment heller.
Im Buch der Bücher steht, dass wir Licht für Andere sein sollen und dürfen.
Moment mal. Mit dem "wir" bin ja offenbar ich mit gemeint. Ich bin ein Licht für andere.
Aber immer noch erschrecke ich darüber. Werde ich dem gerecht? Natürlich hoffe ich, dass ich auch immer mal wieder dazu beitrage, dass es für jemand anderen etwas heller wird. Aber manchmal hinterlasse ich wohl auch einen Schatten bei meinem Gegenüber. Weil ich mir keine Zeit für ihn nehme. Weil ich ihm nicht gerecht werde.
So automatisch funktioniert das nicht. Aber ich muss mich ja auch nicht selbst zum Leuchten bringen, ich darf das Licht, was ich erhalte, einfach an andere weitergeben - und es reicht trotzdem noch für mich. Schön, wenn das manchmal auch durch mich gelingt.